touring artists & Goethe-Institut im Exil

Grafik: Vor unifarbenem gelbem Hintergrund und einem weißen Dreieck, das einem Lichtkegel ähnelt, steht in schwarzen Versalien: Touring Artists & Goethe-Institut im Exil. In der oberen Bildmitte, dort wo der Lichtkegel zusammenläuft, steht das Logo vom Internationalen Theaterinstitut Zentrum Deutschland.

Termine

11 Juli:

15:00

12 Juli:

15:00

touring artists & Goethe-Institut im Exil


Wie können Künstler*innen, die aus politischen Gründen ihre Heimat verlassen mussten, das Erlebte in der neuen Umgebung erzählen? – in einer Umgebung, die vielleicht die Kontexte dieser Kunst nicht kennt oder die bestimmte Erwartungen an das Erzählte hat. Wie schaffen es Künstler*innen das Narrativ ihrer künstlerischen und politischen Handlung fortzuführen? Inwiefern schränkt dabei das Label „Exilkünstler*in“ ein, indem es den eigentlich universellen Wert dieser Kunst unterschlägt? Wie gehen umgekehrt Künstler*innen, die nicht explizit Krieg und Autoritarismus in ihrer Kunst darstellen, damit um, dass sie sich mit bestimmten Erwartungshaltungen konfrontiert sehen?

Die Beratungs- und Informationsstelle touring artists, die unter anderem neu ankommende Künstler*innen bei ihren ersten Schritten in Deutschland berät, sowie der Projektraum Goethe-Institut im Exil werden im Rahmen von Theater der Welt 2023 zwei Veranstaltungen durchführen, die verschiedene Aspekte dieser Fragestellungen beleuchten werden.

Am 11. Juli um 15 Uhr wird die Künstlerin Sanaz Azimipour in der Lecture Performance „Who writes the history and how?“ die Frage stellen, wie die ersten 100 Tage der Jina-Revolution erzählt wurden und weitererzählt werden können. Darauf aufbauend, werden sich am 12. Juli um 15 Uhr, Künstler*innen und Vertreter*innen von Kulturinstitutionen im Panel-Gespräch „Art in Exile or Weltenkunst?“ der Frage widmen, wie sich Kunst, die im Kontext von Krieg und Autoritarismus steht, von Labels and Erwartungshaltungen loslösen kann.

Neben der Beratung von international tätigen Künstler*innen bietet touring artists, ein Projekt unter der Trägerschaft des ITI, Orientierung in der deutschen Kulturlandschaft und erläutert rechtliche Rahmen für künstlerische Tätigkeiten.

Das Goethe-Institut im Exil ist Begegnungsort, Schutzraum und Bühne für Kulturschaffende, die wegen Krieg oder Zensur in ihrem Heimatland nicht mehr arbeiten können.

Die Veranstaltungen werden organisiert von touring artists in Kooperation mit dem Goethe-Institut im Exil.
touring artists & Goethe-Institut im Exil ist Teil des ITI-Programms bei Theater der Welt 2023.

11. Juli I 15 Uhr
Lecture Performance: „Who writes the history and how?“
mit Sanaz Azimipour, Baharan Eghbalzadeh und Mahtab Sabetara
Sprachen: Deutsch/Englisch

12. Juli I 15 Uhr
Panel-Gespräch „Art in Exile or Weltenkunst?“
mit Sanaz Azimipour, Andriy May, Pınar Öğrenci, Marc-André Schmachtel und Almut Wagner. Moderation: Felix Sodemann
Sprache: Englisch


Biografie

Sanaz Azimipour ist Aktivistin, Autorin, Referentin und Mitgründerin der Kampagne fürs Wahlrecht für alle „Nicht Ohne Uns 14 Prozent“ und ‘’MigLoom e.V’’. In Ihrer Arbeit befasst sie sich vor allem mit transnationalen Bewegungen, politischen Teilhabe und sozialen Ungerechtigkeiten. 2023 empfing sie den Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf.

Baharan Eghbalzadeh ist eine interdisziplinäre Künstlerin und Wissenschaftlerin aus dem Iran. Baharan konzentriert sich auf die Überschneidung von Kunst, Literatur und Technologie. Vor kurzem hat sie ihren MA in New Media Design abgeschlossen. Sie absolvierte zudem einen BA und MA in Dramatischer Literatur und Darstellender Kunst.

Mahtab Sabetara ist Aktivistin und freiberufliche Musikerin. Sie ist zudem Teil des Woman* Life Freedom Kollektiv.

Andriy May ist Regisseur, Schauspieler und Theaterkurator (1976, Cherson, Ukraine). 2008 gründete er das Vsevolod-Meyerhold-Zentrum und das Lyutyi Theatre Festival in Cherson und begann, im Bereich des dokumentarischen und site-specific Theaters zu arbeiten. Im Jahr 2014 wurde er Mitglied des Internationalen Forums des Theatertreffens und des Oxford University New Play Forum. Von 2013 bis 2016 war er Regisseur und Schauspieler am Ivan Franko National Theatre in Kiew. Im Jahr 2018 erhielt er ein Stipendium an der Kunstakademie Schloss Solitude. Seit 2020 ist er Direktor des Mykola Kulish Theaters in Kherson und hat rund 50 Vorstellungen in verschiedenen Theatern und Ländern inszeniert. Ende März 2022 verließ er das von russischen Truppen besetzte Cherson mit seiner Mutter und seinem 7-jährigen Sohn in Richtung Deutschland, wo er 2022 Aufführungen und Projekte am Kölner Schauspielhaus, am Hans Otto Theater Potsdam und am Theater der Keller realisiert.

Die Künstlerin und Filmemacherin Pınar Öğrenci (1973, Van, Türkei) lebt in Berlin. Öğrenci hat einen Hintergrund in Architektur, der ihre poetischen und erfahrungsbasierten Video-Arbeiten und Installationen prägt, in denen sie Spuren „materieller Kultur“ im Zusammenhang mit erzwungener Vertreibung in verschiedenen Regionen sammelt. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Museen und Kunstinstitutionen ausgestellt, darunter die documenta fifteen, die Gwangju Biennale (2018), die Sharjah Biennale13 (2017), die Athen Biennale (2018), das MAXXI Museum, das Kunst Haus-Hundertwasser Museum in Wien, SALT Galata und viele andere. Sie wurde für den Böttcherstrasse Kunst Preis 2022 in Bremen nominiert und gewann den Villa Romana Preis für 2023.

Marc-André Schmachtel, geboren in Lübeck, aufgewachsen in Namibia, Studium der frankophonen Kulturwissenschaft, Neueren Geschichte und Lateinamerikanistik in Saarbrücken und Québec, Magisterarbeit über afrikanisches Kino und Organisation von regionalen Filmfestivals (Cinéfleuve, Afrikanische Filmreihe Saarbrücken). Arbeitete von 2008-2010 am Goethe-Institut Kamerun. Von 2010-2016 war er Leiter des Goethe-Instituts Nigeria, initiierte mehrere Filmprojekte, z.B. den Festivalaustausch Dokfest.Munich/iREP Filmfestival, Mokolo Filmplattform, Mini-EAVE Nigeria sowie Kurzfilmworkshops. Seit 2016 ist er in der Zentrale des Goethe-Instituts zuständig für TV- und Radio-Kooperationen/Koproduktionen. Seit 2022 verantwortlich für das neu gegründete Programm Goethe-Institut im Exil.

Almut Wagner studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Romanistik und Soziologie an der Universität Köln. Seit 1991 als Dramaturgin tätig, u.a. am Schauspiel Bonn, bei der Bonner Biennal, bei den Wiener Festwochen. Von 2011-2014 Co-Leitung der Dramaturgie am Schauspiel Düsseldorf, von 2015-2020 geschäftsführende Dramaturgin, bzw. später Schauspieldirektorin am Theater Basel. Seit 2020 Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Residenztheater München. Dort u.a. verantwortlich für die Plattform für internationale Dramatik „Welt/Bühne“. 

Moderation: Felix Sodemann (Internationales Theaterinstitut / touring artists)